Ein Zeugnis vom Erleben des Anfangs unsere Geschichte

aus: "Wege und Wunder Gottes" herausgegeben von Prediger H. Dittert, Verlag: Zeltmission Berlin E.B.


Wenn auch der lebendige Gott allein Geschichte macht, so lässt es sich doch nicht leugnen, dass der Herr durch wunderbare Umstände und durch so genannte kleine Begebenheiten das werden lässt, was Er sich vorgenommen hat. Bruder Sieber aus Schönebeck schreibt darüber unter anderem folgendes:
Im Jahre 1931 sprach ich mit einem Bruder jener christlichen Bewegung, der ich damals angehörte, über die Christen-Gemeinde „Elim“. „O,“ sagte er mir u.a., „die müssen Sie bloß mal beten hören!“ Vor dem Monatsblatt „Der Glaubensweg“ warnte er mich auch, ich solle es ja nicht lesen. All das Unschöne, was er mir sonst noch einzuimpfen versuchte, will ich hier nicht anführen. Aber aus dieser ganzen Unterredung blieben die Worte in mir haften: „Die müssen Sie mal beten hören“ In dem christlichen Kreis, zu dem ich gehörte, beteten gewöhnlich nur zwei bis drei und es war dabei einem so kalt, dass man sich erkälten konnte. Trotzdem es in diesem Kreis liebe und nach Wahrheit ringende Gläubige genug gab, war keiner da, der sie einführen konnte in das wahre Gebetsleben der Gotteskinder, von dem der Apostel Paulus in Römer 8,26 sagt: „Desgleichen auch der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich es gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs Beste mit unaussprechlichem Seufzen.“ Ich hatte einen Hunger nach Gott. Dieses Sehnen nach einem wahren Christenleben in der Kraft des Heiligen Geistes, nach einem täglichen heißen Gebetsleben wurde in mir geweckt durch Bücher, in denen ich von früheren Erweckungszeiten las, wo Seelen in Scharen zu Jesus kamen und dieselben dann anfingen, gemeinsam zu beten und Gott zu loben. Als ich in den Sitzungen (ich gehörte mit zum Vorstand) getrieben wurde, auf den geistlichen Tod aufmerksam zu machen, fand ich wenig oder kein Verständnis.

den vollständigen Bericht finden Sie hier

Gemeinde

Dies sei ein Bethaus für alle

Aus einem Bericht der Zeitschrift "Die Gemeinde" 31-32/1997 Gemeindeportrait "Schönebeck"

Das Gemeindeleben nicht von einer Kirche oder Kapelle abhängt, dürfte allgemein bekannt sein. Gerade Neulandmissionsgemeinden versammeln sich oft in Wohnungen, mieten Läden an oder treffen sich in Fabrikhallen oder Schulen. Dass aber eine Gemeinde eine ehemalige Synagoge nutzt, das dürfte die Ausnahme sein: so in Schönebeck. Seit dem die heute 96 Mitglieder zählende Gemeinde 1986 das Haus bezogen hat, hat sich das Gemeindeleben stark verändert. „Viele von uns tragen nun Israel auf dem Herzen“, so Pastor Hans-Jürgen Schlag. Es gibt intensive Kontakte zum jüdischen Volk. Einige Mitglieder haben sich einem überkonfessionellen Israel-Gebetskreis angeschlossen. Der frühere Gemeindeleiter und heutige Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Schönebeck, Klaus Tschalamoff, hält es für ein Wunder, dass die Gemeinde die Synagoge erhalten hat. Alles begann damit, dass die sozialistische Stadtverwaltung die Altstadt „rekonstruieren“ wollte. Auch die in einem Hinterhof gelegenen Versammlungsräume sollten abgerissen werden, um dort Plattenbauten hochzuziehen.

Auf der Suche nach einem neuen Domizil entschied sich die Gemeinde für die heruntergekommene Synagoge. Zuvor war dort eine Turnhalle untergebracht. Danach stand sie fünf Jahre leer. Eine Bauruine. Jüdische Gottesdienste hatten hier seit der Pogromnacht 1938 nicht mehr stattgefunden. Damals hatten Hitlers Schergen die Synagoge zerstört und geschändet. Gipfel der Geschmacklosigkeit: Sie hatten ein totes Schwein ins Haus getragen und es anschließend an einem Leuchter aufgehängt...Nach zähen Verhandlungen mit der jüdischen Gemeinde in Magdeburg -sie begegnete dem Vorhaben mit Wohl wollen- und dem kritisch eingestellten Rat des Kreises konnten die Baptisten schließlich 1983 die Synagoge kaufen. Der staatliche Schätzer war offenbar von dem Projektbegeistert, denn er bezifferte den Wert der selbstfinanzierten Umbau- und Erhaltungsarbeiten der angemieteten Gemeinderäume mit 16000 Mark, den Wert der Synagoge mit 15990 Mark. Drei Jahre dauerte es, bis die Gemeinde das SCHALOM-Haus in Eigenleistung wieder hergerichtet hatte und es beziehen konnte. Jüdische Symbole wurden, soweit möglich, beibehalten. So ziert die Kuppel ein Kreuz, in das vier Davidsterne integriert sind.
Auch im Vorraum gibt es einen Davidstern, der jedoch mit der hebräischen und lateinischen Inschrift „Jesus“ versehen wurde und so auf die Verwurzelung des Christentums im Judentum hinweist. Durch die Baptisten wurde die Fassadeninschrift des 1877 eingeweihten Gotteshauses wieder ganz neu mit Leben gefüllt: „Dies sei ein Bethaus für alle“ (Jesaja 56,7). Das Projekt sorgte weltweit für Furore. Ehemalige Schönebecker Juden, die nun in den USA, in Südafrika und Australien leben, hörten davon, kamen vorbei und zeigten sich begeistert. Und sogar die Regierung der DDR entdeckte aus Anlass des 50. Jahrestages der „Reichskristallnacht“ 1988 wohl aus außenpolitischen Erwägungen ihre Israel-Verbundenheit. Stolz blickte man nun auf die Schönebecker Baptisten. Der damalige Staatssekretär für Kirchenfragen, Löffler, erklärte sich bei einem Besuch sogar bereit, eine Delegation der Gemeinde beim nächsten Israelbesuch mit zu nehmen. Die Wende vereitelte diese Pläne. „Heute können wir ohne staatliche Bevormundung nach Israel fliegen“, so Klaus Tschalamoff. Das SCHALOM-Haus hat positive Auswirkungen auf das zwischenkirchliche Miteinander. „Wir haben sehr gute Kontakte zu allen Gemeinden am Ort“, erläutert Pastor Schlag, der immer wieder auch Touristen das Haus zeigen muss. Dennoch meint er, dass das Gotteshaus „Lust und Last“ zugleich sei. Es habe zwar eine beeindruckende Ausstrahlung, doch sei es auch eine ständige Mahnung an das Schicksal der vertriebenen und ermordeten Juden. „Nur weil sie nicht mehr da sind, können wir das Haus nutzen.“ Die Gemeinde selbst befindet sich zur Zeit im Umbruch. Ein Jugendzentrum in der Innenstadt musste aufgegeben werden. Für die Weiterbeschäftigung einer Kindermissionarin fehlt das Geld. Sie musste entlassen werden. Von Resignation jedoch keine Spur. Die Gemeindeleitung ist vor einem Jahr in jüngere Händegelegt worden. Der Besuch der Bibelstunde steigt. Seit kurzem gibt es einen Gebetsabend mit Lobpreisliedern. Und Ostern fand eine Taufe statt. Der Pastor: „Viele Geschwister haben den Wunsch, neue Schritte zu gehen, um eine einladende und vertrauenswürdige Gemeinde für Außenstehende zu werden." So habe sich die Gemeindeversammlung Anfang Juli für die Einführung eines offenen Gottesdienstes für Gäste an jedem dritten Sonntag im Monat ausgesprochen. Sicherlich keine schlechten Voraussetzungen, die Synagoge weiter mit geistlichem Leben zu füllen.

Klaus Rösler

Pastoren der Gemeinde

2018 - heute Claudia Sokolis-Bochmann
2011 - 2016 Ole Schumann
2002 - 2008 Rainer Platzek
1993 - 2000 Hans-Jürgen Schlag

.

1987 - 1991 Thomas Klemm
1973- 1986 Rudolf Tapken
1955 - 1972 Johannes Ziepert
1947 - 1955 Herrmann Gebauer

.

1938 - 1947 Friedrich Sondheimer und Pastor Meinhold (kein Foto)
1932 - 1938 Reinhold Siebert